Radtour mit Kindern in Dänemark, 2 Wochen im Juli/August 2010


Für 2 Wochen sind wir (Familie Maercker) zusammen mit Lotta, Lyo und Steffi auf den südöstlichen Inseln Møn und Falster geradelt. Für Finn und Lotta (beide 6 Jahre alt) war es die erste selbst geradelte Tour. Wir sind 25-30km am Tag gefahren, insgesamt waren es 280 sonnige Kilometer. Übernachtet haben wir im Zelt, meist auf einfach ausgestatteten Zeltstellen von denen es nie weit bis zur Ostsee war.

Reisebericht aus der Sicht von Finn (6 Jahre alt)


Jetzt bin ich 6 Jahre und fahre selbst gern Fahrrad, für den Anhänger bin ich eh schon zu groß. Deshalb haben Mama und Papa ein Land rausgesucht, in dem ich gut fahren kann, also gute Radwege abseits der Straßen und nicht allzu bergig – und mit dem unser aller Wunsch – OSTSEE – erfüllt wird. Damit ich als Kind nicht allein rumstrampeln muss, haben wir noch meine beste Freundin mitgenommen, samt Schwester und Mama. Den Papa mussten wir leider zu Hause lassen, der musste Arbeiten. So sind wir dann losgefahren – 2 Kinderfahrräder samt 6-jähriger Besitzer, 3 große Fahrräder für die Eltern, ein Kinderanhänger für meinen Bruder Malte (4J.) und Lottas Schwester Lyo (15 Mon.), viele Packtaschen auf den großen Rädern und noch einen Gepäckanhänger.


Nach Dänemark sind wir mit Regionalzügen und natürlich mit der Fähre (Rostock-Gedser) gekommen. Eigentlich sollten es nur 10 Stunden Fahrtzeit sein, aber gleich der erste Zug musste dank einer Signalstörung eine Ewigkeit rumstehen, insgesamt 1,5 Stunden, weshalb wir nicht mehr so fahren konnten, wie wir es vorhatten … aber alles ging trotzdem irgendwie und die Eltern haben gestaunt, wie gut wir diese dann doch 12 Stunden mitgemacht hatten. Die Fähre war natürlich aufregend – und gleich danach sind wir nur kurz zu der Zeltstelle gefahren, konnten noch zuschauen, wie die Fähre wieder losgeschippert ist, während die Zelte aufgebaut wurden und dann sind wir schnell eingeschlafen.


Am nächsten Tag ging es los. Es war ganz schön heiß, aber der gute Ostseewind hat es uns nicht so extrem spüren lassen und etwas später wurden wir geschützt durch ein Waldgebiet. Pause machen ging dort allerdings nicht, auch wenn sich die vielen Mücken und Zecken wahnsinnig gefreut hätten. Ach, da kamen wieder Erinnerungen an letztes Jahr in Schweden/Norwegen hoch, also schnell weg und ab ans Meer, diese Sch*viecher (ja, das darf ich zu denen sagen!) lass ich nicht mehr so einfach an mich ran!


Bald darauf kamen wir auch über einen Pfad direkt zur Ostsee – ein superlanger, total schöner Strand und tolles, sauberes Wasser zum Reinlaufen. Von da an haben wir fast immer lange Pausen am Strand gemacht: essen, buddeln, bauen, toben, baden, Steine und Muscheln sammeln, dann zusammenpacken und weiter. Diese Pausen gab es meist zwei Mal am Tag und am späten, manchmal früheren Nachmittag waren wir dann an einer Zeltstelle. Die Großen haben sich dann nebenbei um die Zelte gekümmert und gekocht. Wir haben geholfen oder uns die Stange vom Tipi geschnappt und ausprobiert, wie man da durchgucken, durchrufen oder anderes mit anstellen kann, in welcher Länge auch immer. Oder wir haben uns einfach rumgetrollt, gespielt, hin und wieder auch mal ordentlich gestritten.


Die erste Nacht haben wir nach 28km(!) Fahrt auf einem großen Zeltplatz in einer der Touri-Gegenden verbracht. Die Eltern haben nicht schlecht gestaunt, wie wir das gemacht haben, aber wir waren auch ganz schön k.o.! Dafür gab es auf dem Zeltplatz ein total lustiges Riesentrampolin – ein großes Gummituch auf der Erde, in das Luft geblasen wird. Daneben noch ein kleineres. Da war die Anstrengung der Fahrradtour schnell vergessen – wir sind gesprungen, bis wir nicht mehr konnten und Papa uns ins Zelt getragen hat!


Von da an sind wir fast täglich so um die 25-30 km am Tag gefahren. Es ging weiter an der Ostküste der Insel Falster, auf kleinen Straßen oder Wegen, immer wieder das Meer im Blick, an Wiesen, Feldern, wenigen niedlichen Häusern und Höfen und Wäldern vorbei. Und dann wieder eine Fähre, aber eine kleine, da durften wir sogar zum Kapitän rein, wie aufregend! Das war Maltes vierter Geburtstag. Irgendwie war ich an dem Tag schlapp, wollte nicht mehr weiter fahren, hab ganz schön rumgejammert. Papa hat mich aber immer wieder geschoben, diese Strecke war auch nicht ohne – wir mussten über einen Damm fahren, um auf die nächste Insel (Møn) zu gelangen. Einen Radweg gab es hier nicht und die Autofahrer sind ganz schön schnell an uns vorbeigezischt, obwohl die Eltern extra weiter in der Mitte der Straße geradelt sind, um uns zu schützen. Auf der Insel gab es bald eine echt schöne, weiße Kirche – und gleich daneben hat ein netter Mann einen Teil seines Gartens zum Zelten freigegeben. Da stand sogar ein Wohnwagen mit Büchern, Infos und Spielzeug drauf und es gab eine Kinderbank – nur für uns! Am Anfang hat mich das alles gar nicht so recht interessiert, mir ging es echt nicht gut, wollte mich nur hinlegen und hab erst mal ne Runde geschlafen. Ich hatte Fieber – und das stieg noch richtig hoch, gut über 39, meinte Mama. Mein Herz pochte noch die ganze Nacht ganz schnell, erst am Morgen ging das Fieber langsam runter, da waren alle erleichtert. Am Nachmittag sind wir sogar noch weiter gefahren, die nächste Zeltstelle sollte nicht weit sein – nur erfuhren wir dort, dass es diese, auch mal so ein Gartenstück, seit 10 Jahren nicht mehr gibt, was wohl die Macher der Radkarte noch nicht mitbekommen hatten… Na ja, dann ging es zum Glück mehr oder weniger bergab, bis wir zu einem Garten von einem Bett-und-Frühstück gelangten. Und siehe da – da war eine Familie aus Leipzig, die wir schon auf der Zeltstelle in Gedser getroffen hatten. Der 13-jährige Sohn Till hat ganz schön viel Quatsch mit uns gemacht, superlustig! Und da gab es Katzenbabys, zwei Wochen alt – sooo süß. Die Katzenmama war nicht so begeistert von unserer Gesellschaft, aber da wir uns leise und ganz vorsichtig angeschlichen und nur geguckt haben, hat sie uns dann doch akzeptiert.


Am nächsten Tag sind wir unserem großen Ziel – den Kreidefelsen – ganz nahe gekommen. Ach ja, das hatte ich ja fast vergessen – an diesem Tag durfte ich im Hänger sitzen! Warum? Mich hatte es umgehauen. Lotta hatte sich nen Wackelzahn rausgezogen und ich musste natürlich alles genau ansehen. Dann holte mich Mama zum Zähneputzen – das war wohl zuviel des Guten – mir wurde ganz komisch und plötzlich lag ich da, ein Riesenschreck. Mama hat nach Papa geschrieen und war mindestens genauso fertig wie ich. Danach haben alle hin und her überlegt, warum das wohl passiert ist: Ich hatte an den Knien von einem Sturz noch gute Schotterflechten, dann das Fieber am Tag zuvor… Aber irgendwann war Mama der Überzeugung, dass ich kein Blut sehen kann und bei Lottas Zahn einfach zu genau hingesehen habe.


Die Sachen waren schon alle gepackt, so ging es nach einer Verschnaufpause weiter. Malte hatte kurz vor dem Urlaub noch seinen „Thron“ bekommen: einen Sattel vorn bei Mama auf dem Fahrrad. Da saß er dann, wie immer mit seinem Reisebegleiter Hopphopp unterm Arm (an dem Sattel ist so ein Dingens, n kleines Rohr, woran Mama einen Gurt gemacht hat, um Malte anschnallen zu können) und ich saß neben Lyo in dem Hänger. Mein Fahrrad hat Papa noch auf den Gepäck-Anhänger geschnallt.


Die Etappe dieses Tages war wohl eine der bergigsten, da hab ich die anderen schon etwas bewundert, was sie alles schleppen – und Lotta hat die Strecke auch super gemeistert. Kurz vor unserem Ziel – einem der schönsten Zeltplätze der Tour, mitten im Wald, am Meer, oben auf Klippen, mit vielen Feuerstellen – ist Lotta ordentlich hingekracht, konnte sich dann aber zum Glück gut runterrollen lassen und hat sich ganz doll über den Zeltplatz gefreut. Da waren auch andere mit einem Hund, mit dem durften wir immer wieder spazieren gehen. Und runter ans Meer, Steine werfen. Von dort aus haben wir am nächsten Tag eine ganz tolle Wanderung durch einen Park gemacht (Liselund). Da gab es einen Rasenmäher ohne Mähmann, der ist also einfach so über die Wiese gefahren, den ganzen Tag, wie aufregend! An dem Tag war es sehr windig, hat uns nichts ausgemacht, wir waren ja geschützt in dem tollen Wald – und dann unten am Meer – ein Wahnsinnsgetöse der Wellen. Noch ein ganzes Stück weiter weg von dem Park kamen wir dann endlich zu DEM Ziel: die Kreidefelsen (Møns Klint)! Und unsere Eltern hatten Recht – das war toll. Riesige Wände aus Kreide. Und unten lagen natürlich viele kleine Stücke – zum Bemalen anderer Steine und ein paar zum Mitnehmen. Auf dem Rückweg haben wir noch mal Pause in dem Park gemacht, Maulbeeren vom Baum genascht und uns auf einer Wiese langgekullert. Dann wieder vorbei an dem Rasenmäher – der lief immer noch. Den muss jemand vergessen haben, zumindest hat er die ganze Zeit, also mehrere Stunden, die gleiche Stelle gemäht.


Die folgenden zwei Nächte haben wir an einer schönen Zeltstelle in der Nähe von Stege verbracht. Da war auch eine Familie aus Dresden. Familien waren in der Gegend doch recht viele unterwegs, die Kinder waren meist etwas älter und hatten schon Gepäck am Fahrrad. Diese Familie war ein paar Tage auf dem Zeltplatz, von wo aus sie täglich Touren in der Gegend unternommen haben. Zwei Mal sind sie zu dem Geo-Center bei den Kreidefelsen gefahren, so begeistert waren sie davon. Das machen wir beim nächsten Mal auch. Auf dieser Zeltstelle gab es einen Shelter – für uns ein suuuuper Spielhaus. Und am Abend ein tolles Feuer – Danke hier an den Papa in Dresden! Weil der Platz so schön war, sind wir hier auch gleich noch eine Nacht geblieben. Der nächste Tag war ein Tag am Meer und einer Überraschung am Nachmittag. Waren wir vielleicht gespannt, was diese Überraschung sein sollte – irgendwas in der Stadt Stege. Am Meer war eine andere deutsche Familie, da hat das Mädchen erzählt, dass sie später noch in eine „Bomben-Fabrik“ fahren – das konnte nur die Überraschung sein, endlich wusste ich es! Papa und Mama haben komisch gelacht, als ich ihnen das gesagt hab… Und als wir dann endlich da waren, war es eine Bonbonfabrik!


Da konnten wir zusehen, wie die hergestellt werden – erst wird die Masse in einem riesigen Topf angerührt, dann durch so ne Röhre in eine lange Rolle verwandelt und ausgespuckt, von einem Mann ungefähr meterweise abgeschnitten, getrocknet und dann werden die Schlangen in kleine Bonbons gehackt. Wir durften noch ein paar einpacken, sogar Biobonbons haben die (das fanden die Mamas toll, durften wir mitnehmen, aber auch ein paar von den grellbunten mit leckeren, künstlichen Aromastoffen ).


Eigentlich wollten wir noch nach Kalvehave in einen Labyrinthpark fahren, aber da hätten wir ein langes Stück auf einer stark befahrenen Straße und über eine lange Brücke fahren müssen – ohne Radweg. Und die Eltern bekamen immer mehr das Gefühl, dass das zu stressig ist, auf Busfahren hatten wir keine Lust und am Ende war das ganze Gelände in praller Sonne und wir sind vielleicht doch noch n bisschen zu jung. Wir hatten eh soo viel Spaß einfach nur am Rumtoben. Da sind wir die Runde rum um Møn, wieder zu dem Zeltplatz mit dem Wohnwagen im Garten, noch mal die Kirche angesehen und runter an den Strand. Das waren sogar dann 32km an dem Tag! Am nächsten Tag sind wir wieder zu der kleinen Fähre gefahren, mit einem Umweg über ein Ganggrab. Das ist so ein Hügel, in den man reingehen kann, na ja, reinkriechen – und dann sieht man durch ein Glas, wie die Knochen der Menschen dort mal gefunden wurden, auch die richtigen Schädel, mit ein paar Geschenken für die Toten, das fand ich faszinierend.


Aber davor gab es noch eine Überraschung: Auf dem Parkplatz war zufällig der Einsatzleiter der Feuerwehr in einem eigentlich ganz normalen Auto. Der ist zu uns gekommen und hat etwas über seine Arbeit erzählt. Der kann sich gaaaanz schnell seine Feuerwehrmann-Rüstung anziehen! Und dann durfte ich noch den Helm probieren, was für ein Ding – und noch das Blaulicht anmachen, Wahnsinn!


             

Nach der Fähre kam etwas Regen, der in den nächsten Tagen noch stärker wurde. Wir haben dem getrotzt und sind am Tag darauf von Stubbekøbing bis nach Nykøbing gefahren. Das mit dem Regen war gar nicht mal so schlimm, am meisten hat uns der kalte Wind gestört – aber der kam und ging immer wieder. Und es gab auch Abschnitte im Wald, da waren wir geschützter, konnten auch mal eine schöne Pause mit Pfützenspringen machen. Die Eltern hatten uns den Regen auch immer wieder vergessen lassen – es gab ja wieder ein Ziel in der Stadt – von dem hatte uns eine Familie schon erzählt – das Mittelalterzentrum.


So richtig mit Rittern und so – und der Zeltplatz gleich daneben – da konnten wir uns freuen und sind gern gefahren! Auf dem Weg gab es noch zwei Highlights – eine Pferdemama mit ihrem Fohlen, das noch so jung war, dass es noch wackelig auf den Beinen war. Und eine rosafarbene Kirche. Lotta und ich mögen Rosa, das war toll, so eine Kirche zu sehen!


Und dann in der Stadt Nykøbing, kurz vor dem Mittelalterzentrum, gibt es noch was – eine Klappbrücke. Die anderen waren schon über deren Hälfte gefahren, als es auf einmal bimmelte und die Schranken runtergingen, alle Autos blieben stehen – und auf einmal klappt die Brücke hoch, damit ein Segelschiff durchfahren kann. Ich mit Papa und den beiden Kleinen im Anhänger auf der einen Seite, die Mädels auf der anderen … sooo cool! Und der Motor der Klappe klang, als würde ein Flitzerauto drübersausen! Und wisst Ihr, was das Stärkste war? – Als wir zwei Tage später wieder über die Brücke gefahren sind, ging die Brücke wieder auf, um ganz viele kleinere Boote durchzulassen, total toll!


Der nächste Tag gehörte nur uns. Gleich, als die Tore geöffnet wurden, ging Papa mit mir, Malte und Lotta in das Mittelalterzentrum – und wir blieben fast bis zum Schluss, 6,5 Stunden! Es hat zwar die ganze Zeit geregnet, aber die haben trotzdem alles gemacht, auch Ritterspiele. Da müsst Ihr unbedingt mal hin! Die Mamas schickt Ihr in die Stadt, die soll auch schön sein.


Die letzten zwei Tage haben wir noch am Meer verbracht, eine Zeltstelle direkt am Meer, ganz in der Nähe von der Touristengegend, aber hier hatten wir den Strand fast für uns allein. Mit Feuerstelle und Sitzgruppen, gerade alles neu eingerichtet. Die Mamas sind noch in die Touriklitsche gefahren und haben Wasser und Nahrung besorgt – und noch ein paar Kleinigkeiten auf einem Flohmarkt – davon war Mama total begeistert. Seht Ihr, auch die Großen kamen auf ihre Kosten! Sie hat ein lustiges Kleid bekommen, das durften wir alle mal probieren, noch ein Damentäschchen für Lotta, Schuhe und ne feine Hose für Malte – die letzten Kronen ausgegeben, da konnten wir heimfahren.


Mussten wir auch, drei Tage später sind Lotta und ich nämlich in die Schule gekommen!


             

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