nur fliegen ist schöner....

....so sagten auch wir uns vor diesem urlaub und entschieden uns für eine variante mit insgesamt 10 flügen, 4 davon mit dem hubschrauber.

ich fang einfach mal beim ersten flug an: eine große maschine – eine 747 wars wohl – brachte uns von frankfurt nach keflavik in island. weiter mit dem flybus auf den zeltplatz in reykjavik, auf dem wirs uns bei strahlender sonne erstmal gemütlich machten. nach dem einkaufen gabs abendbrot – kalte platte sozusagen, denn benzin zum kochen hatten wir noch keins, das darf in flugzeugen ja nicht mitgenommen werden. und der zweite flug stand schon für den nächsten morgen an.

eine fokker 50 brachte uns mit ihren 2 propellern vom stadtflughafen nach kulusuk in ostgrönland, wo die wolken so tief hingen, daß wir die landepiste so plötzlich unter uns auftauchen sahen, wie die landung heftig war. wir besorgten uns bei benny, dem ziemlich coolen flugplatzchef, ein wenig benzin, von dem wir nicht wußten, welcher art es war; denn auch auf kulusuk hatten wir eine nacht zu verbringen, bevor uns der vorerst letzte flug zu unserem ersten etappenziel brachte.

unser lager schlugen wir an einem kleinen see am rande der ortschaft auf, die wir uns dann erstmal anschauten. sogar dieses … bewohner zählende örtchen hat schon tourismus aufzuweisen: es gibt ein „hotel“ und einen kleinen laden, der von dänen geführt wird. hier kann man einige souvenirs kaufen, u. a. sogenannte tupilaks, in handarbeit von den einheimischen gefertigt, oder man erfährt eine theorie über die entstehung des mythos einhorn: die wikinger erzählten den daheimgebliebenen einfach, daß die hörner, die sie von erlegten narwalen hatten, von den einhörnern stammen sollten…

jakob und thomas gingen dann irgendwann zurück zu den zelten; michael und ich schlenderten noch ein wenig durch kulusuk und entdeckten hinter einer kurve eines der großen übel, die die sogenannte zivilisation hierher gebracht hat: die müllkippe. auf der von der chipstüte bis zu ganzen baggern alles zu finden ist. die inuit lebten noch am anfang des zwanzigsten jahrhunderts von der natur und mit der natur. plasteverpackungen und technische geräte kannten sie nicht. wenn sie überhaupt etwas wegwarfen, war es zu „100% biologisch abbaubar“! dann wurden sie praktisch über nacht mit der modernen welt konfrontiert: im letzten drittel des neunzehnten jahrhunderts kamen die ersten dänen an die ostküste, um wale zu fangen; davor lebten die inuit hier schon einige tausend jahre „unentdeckt“ und so circa nach dem zweiten weltkrieg brachten die dänen schliesslich die zivilisation in form von strassen, häfen und lebensmittelläden und damit eben auch den müll in die gegend von ammassallik. verantwortlich für dieses problem scheint sich niemand so richtig zu fühlen.

ein wenig frustriert von dieser tatsache machten wir uns nach einigem grübeln auf den weg zu den zelten. kurz vorm verlassen von kulusuk kam uns ein inuk entgegen. wir grüssten uns und der mann in den vierzigern oder fünfzigern blieb stehen und sprach uns auf englisch an. uns reisende interessiert natürlich immer das wetter und so fragten wir ihn danach. er meinte nur, es gäbe zwar einen wetterbericht im radio, aber auf den könne man sich doch nicht verlassen. „wir inuit schauen uns die hunde an und wissen, dass das wetter schlechter wird, wenn sie zusammengerollt und eingekauert daliegen; oder wir betrachten die wolken und wissen, aus welcher himmelsrichtung sie gutes bzw. schlechtes wetter mitbringen.“ michael hakte noch einmal nach, ob es denn morgen regnen werde, worauf der mann nur sagte: „uppah…“, was soviel heißt wie vielleicht. diese antwort ist typisch für grönländer, sie resultiert praktisch aus ihrer mentalität: die inuit können zwar aus der natur ablesen, was für ein wetter auf sie zukommt, aber so wichtig, wie der westlichen mentalität, die alles minutiös lange im voraus planen muß, ist es ihnen nicht, sie leben vom einen tag auf den anderen, sie nehmens wie es eben kommt. eine recht gemütliche art zu leben, will ich doch meinen.

mir schien, als würde michael den inuk nach allem fragen, was ihn an grönland und dessen bewohnern interessiert. es wurde über hundeschlitten geredet, das traditionelle und bis vor einiger zeit einzigste fortbewegungsmittel im langen winter, und über die eisbärenjagd. wir erfuhren, dass in einem guten winter 10, ja bis zu 20 dieser pelzigen riesen auf kulusuk erlegt werden, wobei wir eigentlich davon ausgingen, dass auf dieser insel keine gefahr durch diese tiere droht. bei der eisbärenjagd gibt es einen brauch über die aufteilung der beute: der entdecker des tieres, und sei es ein 6-jähriges kind, bekommt das fell und den kopf, unabhängig davon, wer den bären erlegt, das fleisch wird zu gleichen teilen unter dem finder und den beteiligten jägern aufgeteilt. aber am besten schmeckt ja robbenfleisch, getrocknet für den winter oder frisch gekocht. eine delikatesse ist wohl ein einige monate vor sich hin faulender robbenkopf. mit händen und füßen, wie es so schön heißt, erklärte uns der mann, dass der in robbenhaut eingewickelte kopf diese zeit in einer natürlichen mulde zwischen felsblöcken aufbewahrt wird, bevor man ihn, natürlich roh, „genießt“. er versicherte uns, auch wenn wir meinen würden, daß es ja erbärmlich stinken müsse, daß es das leckerste ist, was es gibt.

er berichtete uns von seiner herkunft. aufgewachsen ist er in einer traditionellen jägerhütte, ungefähr 20-30km südlich von kulusuk. irgendwann zwang die grönländische (also im prinzip die dänische) regierung alle leute in die stadt, damit sie dort zur schule gehen. er lernte zwar dänisch und englisch, aber nicht die grönländische lebensweise – das jagen. das bedauert er. sein vater nämlich, der schon vor einigen jahren verstorben ist, war jäger. dafür ist er wohl der einzige oder einer von wenigen, die dänisch und englisch sprechen und so ist er dolmetscher für die anderen leute in seinem alter. mit einem nicht zu übersehenden stolz erzählte er uns, daß er, quasi vom lande kommend, für die städter, auf deren schule er gegangen ist, der übersetzer ist.

dann kam er ins schwärmen über sein land. er liebt sein land. auch wenn die bewohner soziale probleme und eines mit alkohol haben – sie sind dennoch glücklich. „man muß nicht manhattan gesehen haben oder bangkok, man muß nur mal raus in grönlands natur.“ er ist überzeugt davon, daß es hier die schönsten landschaften der erde zu sehen gibt. und außerdem ist grönland die größte insel der welt! einmal während des gesprächs ist kulusuk von uns als dorf bezeichnet worden. das mußte der alte mann sogleich berichtigen: es gibt doch viele straßen hier; eine radarstation, von insgesamt 4 in ganz grönland; kulusuk ist außerdem die zweitgrößte siedlung an der ostküste und nicht etwa ein dorf oder bloß eine kleine stadt!

wir freuten uns ehrlich, einen einblick in die lebens- und denkweise der inuit zu bekommen, noch dazu von einem einheimischen selbst. wir sagten ihm, daß wir es sehr interessant fanden und daß es uns wichtig ist, zu wissen, wie sich die leute hier fühlen und er fügte zustimmend hinzu, daß man in reiseprospekten nur sieht, wie die menschen hier aussehen und wie sie sich kleiden aber man nicht erfährt, was sie ausmacht, was sie bewegt.

nach über einer stunde verabschiedeten wir uns auf grönländisch, was er uns noch schnell beibrachte. während des gesprächs steckte er sich immer wieder eine zigarette an, von der er vorher jedes mal den filter abbrach. auch uns bot er einmal von seinen zigaretten an, was uns erstaunte, denn tabakwaren sind in grönland ausgesprochen teuer und wir waren doch fremde, reiche touristen. gleich zu beginn unserer unterhaltung stellten wir fest, daß dieser mann eine leichte alkoholfahne hatte und dachten schon er würde uns mit sonstwas belegen. aber er war ganz klar im kopf. auf dem weg zurück überlegten wir, ob er uns denn auch angesprochen hätte, wenn er völlig nüchtern gewesen wäre.

thomas und jakob hatten in der zwischenzeit sogar etwas gefangen, sodass wir ihnen bei leckerem fisch mit kartoffelbrei berichten konnten.

genau ein jahr, nachdem jakob und ich mit der fähre in seydisfjördur anlegten, stand für alle von uns der erste hubschrauberflug an. in einer viertel stunde ging es bei schlechter sicht von kulusuk nach tasiilaq und auch wenn wir nicht weit blicken konnten waren wir doch alle von dem im vergleich zum flugzeug besseren rundumblick und dem ganz anderen gefühl vom fliegen sehr begeistert. unsere wenig gefüllten mägen trieben uns beim zeltaufbau und dem anschließenden „einkaufsbummel“. wir wollten reinbenzin für die kocher besorgen, lebensmittel, angelscheine und postkarten. in der touri-info erkundigten wir uns nach der gefahr durch eisbären, die dort, wo wir wandern wollten (4xw!), nicht bestand. keiner der 2! baumärkte hatte benzin im angebot; das bekamen wir nach mehreren stunden shoppings direkt am zeltplatz, wo ein gewisser italiener peroni, der hier gletscher- und bootstouren anbietet und inlandeisexpeditionen vorbereiten hilft, ein lager hat. man kennt ihn vielleicht von der expeditionsnahrung „peronin“.

das wetter begann sich zu bessern, als wir nach der ganzen fliegerei endlich zu einer 4-tägigen ringwanderung aufbrachen. sachen, die wir für diese tour nicht brauchten, konnten wir im italienischen lager deponieren. tagesziel war der see 168. unterwegs bestiegen wir auf empfehlung des herrn peroni einen berg, von dem aus man bei gutem wetter auf das meer und das inlandeis sehen kann. ich war gleich 2 mal oben, meinen fotoapparat wollte ich dann doch nicht auf dem gipfel zurücklassen. am ufer von nr. 168 suchte ein jeder sich eine andere art, um dem aufkommenden glücksgefühl von urlaub seinen ausdruck zu verleihen: meiner einer kletterte ein ums andere mal auf einen felsblock, um von dort in den schnee zu springen, thomas und michael suchten abkühlung im vom wintereis bedeckten seewasser.

da fährt man schon in arktische regionen und wird letztendlich doch bei 15°c (plus!) von diesen elenden moskitos genervt. wir umquerten das gewässer circa dreiviertelst, bevor wir das nächste mal unsere zelte aufstellten. abendbrot mit diesen viechern, so ging es zumindest mir, macht wirklich keinen spaß. die nächste etappe führte uns von diesem see weg zu einer nothütte an einem anderen. da der weg kurz war, blieb mir genügend zeit, erneut einen berg zu erklettern, im wahrsten sinne des wortes, und anschließend die vereinzelten schneefelder wieder hinabzurutschen. unermüdlich währenddessen und eigentlich während des ganzen urlaubs waren die anderen drei beim angeln. jeden tag warfen sie ihre ruten aufs neue aus, nur um immer wieder feststellen zu müssen, dass es für fische einfach noch zu früh in der jahreszeit war (nein, ich mache mich gerade nicht lustig!).

6 km blieben noch für den letzten tag zurück nach tasiilaq, die wir gemütlich abliefen. thomas wollte eigentlich nur seinen unendlichen kaffeedurst im bookshop löschen, doch zu unserer überraschung wurde dort auch (zum ersten mal in diesem jahr) kugeleis verkauft, sodass wir uns ungefähr 1 stunde eisschleckend unter dem sonnenschirm aufhielten. anschliessend versuchten wir, robbenfleisch auf dem fischmarkt zu ergattern, der aber schon gegen mittag zugemacht hatte, stattdessen gab es champignons und schweinehack in die rote sosse - endlich mal wieder fleisch. vor dem essen hatten wir noch im hafen die mitfahrt auf einem postschiff klargemacht, das einmal pro woche als versorgungsschiff nach sermiligaaq fährt, einem etwas entlegeneren ort in diesem gebiet.

und das nennt sich nun urlaub: punkt 7 uhr klingelte der wecker! aber es hat sich wirklich gelohnt, an diesem tag so früh aufzustehen. eine strecke dauerte 5 stunden, wir konnten bei bestem wetter viele eindrücke sammeln. der himmel war kaum von wolken bedeckt, sodass das meer in einem bilderbuchblau den strahlenden eisschollen einen schönen kontrast bot. an manchen stellen war das eis sehr dicht, weshalb einige schollen gerammt wurden, was einem kleinen jungen wie mir gleich das gefühl gab, auf einem echten großen eisbrecher mitzufahren. eisberge, wenn auch relativ klein, konnten wir zur genüge bestaunen und eine riesige gletscherzunge, die sich ihren weg bis zum meer bahnt. unterwegs wurde dann einfach mal die fahrt verlangsamt, um robben zu jagen. ein inuk in trainingsanzug, der die ganze zeit unter deck wahrscheinlich kaffee trinkend verbrachte, kam nach oben gerannt und legte am bug seine jagdwaffe an. ein tier hat er erwischt, das jedoch absoff, bevor das schiff nah genug herankam, um es auflesen zu können.

in sermiligaaq angekommen, wurden etliche paletten cola, eier und konservennahrung für den dortigen supermarkt entladen, in dem man wirklich alles bekommen kann, sogar cd-spieler - zum entsprechenden preis. wir sahen uns den mit einem blick überschaubaren ort an und entdeckten sogar in einer ecke zwischen lauter unrat deutsches spielzeug. während des wartens auf die rückfahrt schauten wir beim entladen und einräumen in die lagerhalle zu, bei dem alle kinder begeistert mithalfen, und auch etwas vergnügt, wie ein kleines motorboot mit hilfe des schiffkranes und viel muskelkraft ins wasser gehievt wurde. nach über einer stunde ging es dann zurück, mit 3 zusätzlichen passagieren an bord: ein alter, kranker mann, der von einer frau und einem jungen begleitet wurde.

michael unternahm am folgenden tag einen soloausflug – um zu angeln (…)! der rest von uns ging ins öffentliche waschhaus. hierher kann man seine wäsche bringen, die dann von der freundlichen angestellten in die waschautomaten gesteckt wird, und man kann sich duschen (ohne die hilfe einer angestellten..). thomas hat jene angestellte denn auch gleich in ein gespräch verwickelt, sie sprach besser englisch, als manch einer von uns, sie hatte wohl verwandschaft auf den britischen inseln. von ihr erfuhren wir, dass dort, wo wir nach unserer wanderung wieder in den ort kamen, heute ein eisbär erlegt wurde. uns lief ein schauer über den rücken: wir sind völlig unbewaffnet unterwegs gewesen und ausserdem war michael heute ganz alleine in genau der gegend angeln. eisbären sind wilde, also eigentlich scheue tiere; wenn sie sich bis in siedlungen hinein trauen heißt das, dass sie wirklich sehr hungrig sein müssen. glück gehabt…!

als michael von seinem ausflug zurück kam, machte er ein bedrücktes gesicht: seinen abgestellten rucksack hatte die flut erwischt, geldnoten und wichtige papiere waren aufgeweicht, die auf nacktem felsen von der sonne getrocknet werden mussten, auch das kameraobjektiv hatte etwas abbekommen und wollte den restlichen urlaub nicht mehr so richtig funktionieren.

tasiilaq ist standort der grönländischen filatelie, die den touristen führungen anbietet. wir wurden von einer dänin mittleren alters durch die räumlichkeiten geführt; zuerst auf englisch, dann merkte sie, woher wir kommen und erzählte in fliessendem deutsch weiter, wann und warum welche motive auf den grönländischen briefmarken abgedruckt waren. wir kamen in ein nettes gespräch über unsere herkunften und den vergleich zwischen der westlichen und der grönländischen mentalität. die dänin lebte 20 jahre als dolmetscherin beim englischen militär arbeitend in deutschland, bevor sie nach ostgrönland kam. ihr mann kam etwas später nachgereist und hatte aufgrund der veränderten wetterbedingungen 2 tage aufenthalt in westgrönland. wir stellten uns vor, was los ist, wenn man in deutschland mal einen zug verpasst; hier oben hat man locker einige tage oder sogar wochen verzögerung, wenn das wetter nicht mitspielt. woraufhin sie uns noch erklärte, dass das ostgrönländische wort für >vielleicht< - >uppah< - im westgrönländischen >imaha< heisst, was auch mit >wetter< übersetzt werden kann, um einmal den zusammenhang verständlich zu machen. erfreut von dem gedankenaustausch mit dieser netten person schmeckte die anschliessende extraportion eis gleich nochmal so gut.

sogar einen bäcker gibt es hier. als wir schlemmend am hafen standen, sahen wir, wie eine frisch erlegte robbe zerteilt wurde. wir entschlossen uns, den jäger direkt zu fragen, anstatt auf dem fischmarkt erneut feststellen zu müssen, dass robbe schon aus ist. wir kauften dem mann circa 2kg rohes fleisch ab und liessen uns beraten, wie man es am besten zubereitet, nämlich zu gulasch schneiden, ganz einfach mit salz und pfeffer würzen und in einer reissuppe anrichten. schmeckte ganz ähnlich wie das fleisch eines altersschwachen rindes, wir hatten wohl nicht gerade das beste erwischt.

der letzte tag in tasiilaq begann mal wieder recht zeitig, uns standen 3 flüge bevor. es war ein sonnabend und auf dem hubschrauberflugplatz war ganz schön viel los. ständig klingelte das öffentliche telefon, irgendwann ist dann auch mal jemand rangegangen und hat dann auf grönländisch was in die runde gerufen, woraufhin jemand anderes an den apparat ging. danach hörten die anrufe aber immer noch nicht auf. wie gesagt, es war ganz schön was los und dementsprechend voll waren die helikopter. aus diesem grund hatte thomas das glück, auf dem beifahrer– nein, auf dem beifliegersitz platz nehmen zu dürfen. mit wichtiger miene erklärte der pilot dem thomas, dass er ja stille zu halten habe, denn jede berührung eines pedals oder des steuerknüppels wirke sich aktiv auf den flug aus. mit uns in der kabine sassen der alte, kranke mann und seine begleitung. in kulusuk bot uns der flugplatz kein anderes bild als der in tasiilaq, nur wurde er von einem rudel taiwanesen zusätzlich bevölkert. ganz anders sah es in constable pynt aus. die empfangshalle ist ungefähr so gross wie ein zimmer in einer villa und hat somit ihren namen eigentlich gar nicht verdient. constable pynt besteht aus einer etwa 500m kurzen landepiste, dem tower samt empfangszimmer, sanitären anlagen und den räumlichkeiten des personals, ein paar hangars und einer touristenunterkunft. das wars! ringsum nichts als unberührte grönländische wildnis. nach ittoqqortoormiit, unserem zweiten grossen etappenziel, flogen wir als letzte aller fluggäste, wieder mit dem hubschrauber. diesmal durfte jakob copilot sein. das wetter war richtig mies: man hatte kaum sicht, es regnete und gab heftige windböen; so wurde der flug für uns richtig abenteuerlich. jakob hörte über die kopfhörer, wie der pilot die meldung durchgab, dass es der letzte flug an diesem tag sei, die bedingungen seien zu schlecht zum fliegen. auf dem landeplatz in ittoqqortoormiit nahm alles seinen weiteren abenteuerlichen verlauf: gelandet wurde etwas abseits vom ort auf einem hügel, dessen geteerte kuppe gerde gross genug für einen hubschrauber ist. dort warteten ein paar männer, die das gesamte gepäck und die anderen (grönländischen) passagiere in ihrem jeep mitnahmen, uns winkten sie nur zu, deuteten hinunter zum ort und fuhren davon. es dauerte eine weile, bis wir begriffen und endlich, dem jeep folgend, losgingen. wir fanden ihn vor einem gebäude, in dem so ziemlich alles untergebracht ist: die post, eine bank, das check-in für den heliport und wer weiss was noch. wir fragten einen anwesenden polizisten nach den guesthouses, von denen es hier zwei gibt. dieser rief sogleich über sein handy in einer der unterkünfte an und konnte uns mitteilen, dass es platz für uns gab. er war auch noch so freundlich, uns mitsamt des gepäcks auf der offenen ladefläche des polizei-6-wheelers (quad mit 6 rädern) hinzubringen. man stelle sich nur vor, die deutsche polizei chauffiere ausländische touristen auf der ladefläche eines offenen geländefahrzeugs umher..!

hier nun die ausreden dafür, dass wir während eines wildnisurlaubs in einem guesthouse übernachteten: 1.- das wetter war ganz, ganz mies; 2.- wir befanden uns in ausgesprochenem eisbärengebiet (im ort hingen 2 felle zum trocknen) und zelten war innerhalb der ortschaft nicht erlaubt; 3.- wir waren unbewaffnet.

am nächsten tag besorgten wir uns ein gewehr in der filiale einer isländischen reiseagentur. naja, filiale kann man es nun nicht gleich nennen, vielmehr hatte der macker des dorfes ein büro in einem seitenzimmer der kirche, was während der 2 stunden öffnungszeit pro tag hauptsächlich von seiner frau besetzt war. wir bekamen ein reputiergewehr aus dem zweiten weltkrieg mit 17 schuss munition des kalibers … . ausserdem informierten wir uns, wie es denn nun tatsächlich um die eisbären bestellt sei. ole blölund ist ein ziemlich ironischer typ. er meinte, wenn ein eisbär einen inuk sieht, dann geht er uninteressiert weiter seines wegs. sieht er allerdings einen touristen, den er an dessen bunter kleidung erkennt, dann kommt er voller interesse auf eben diesen zugerannt. nein, in 99 von 100 fällen sähe man hier oben als tourist sowieso keins dieser tiere, das gewehr hat man eigentlich „just for the feeling“ dabei, nur für das gute gefühl. auf einmal erzählte ole mit uns auf grönländisch – erst nach einer weile kapierte ich, dass er über die supermoderne freisprechanlage seines handys sprach, eine solche habe ich übrigens hier oben zum ersten mal gesehen. es war schon ziemlich spät am tag, also blieben wir noch eine nacht im guesthouse, bevor wir dann endlich aufbrechen wollten.

selbst am dritten tag in itto hatte sich das wetter nicht einen deut gebessert. wir packten trotzdem unsere sachen. weil die anderen drei schon schlechte erfahrungen in grönlands nebel sammeln mussten, wollten wir es an der küste entlang probieren, wo der nebel nicht so dicht war. als wir durch den ort liefen, sprach uns eine junge einheimische an. wir stellten uns einander vor und erzählten ihr von unserem vorhaben. sie sagte, dass sie in der nacht oder am nächsten morgen mit ihrer familie für ein paar tage mit dem boot ins innere des riesigen fjords fahren werde, nach sydkap, was eine ganz schöne gegend sein soll. wir wollten auch ganz gerne mal mit einem fischer einen tag raus aufs meer fahren. almà meinte nur, wir sollten einfach mal einen fragen, ob er uns mitnimmt und nicht etwa über ole blölund buchen, der nur für sich und seine reiseagentur extra zuschläge verlangen würde. wir wünschten uns gegenseitig viel spass und gingen unseres weges – eines beschwerlichen weges: die steile küste war von grossen, losen geröllbrocken bedeckt, die vom ständigen niederschlag auch noch ganz glitschig waren. was sollten wir nur tun?! michael und ich probierten erstmal ohne gepäck, ob ein weiterkommen überhaupt möglich ist. währenddessen liefen thomas und jakob zurück zu almàs haus, um anzufragen, ob sie uns eventuell auf ihre bootstour mitnehmen würden – almà sprach von einem grossen boot. beide unternehmungen waren von misserfolg gekrönt, weder war es möglich, einen passablen weg über die steilküste zu finden, die auch noch von einem schneefeld bedeckt war, das direkt ins meer mündete, noch war almà anzutreffen. in der anderen richtung war das ufer noch steiler und ins landesinnere, also auf eine kleine hochebene, wollten wir wegen des nebels und des viel zu schlechten kartenmaterials nicht.

letztenendes verbrachten wir jede der 5 nächte in ittoqqortoormiit im guesthouse. thomas, michael und jakob versuchten es einen tag vor abflug einmal in der anderen richtung, ohne schwere rucksäcke, nur mit dem gewehr und verpflegung. das resultat waren nasse hosen, weil an einer stelle ein schneefeld so weit über das ufer ragte, dass sie ihren weg durch das eismeer wählen mussten, sie kehrten auch bald wieder um, weil auf dieser seite die steilküste ihrem namen alle ehre macht. das guesthouse hatte doch auch seine vorzüge: es bestand aus einem doppelzimmer und zweien mit jeweils einem bett, einem riesigen badezimmer mit waschmaschine und einer küche mit einbaumöbeln. auch fanden sich im kühlschrank ein paar kleinigkeiten, die sozusagen im preis inbegriffen waren. unsere zeit teilten wir auf für schlafen, essen, einkaufen, erkundungsgänge durch den ort – und fürs fernsehen. in jedem zimmer stand ein apparat, zwei kanäle konnten empfangen werden. ein grönländischer, der halbtags einen zusammmenschnitt aus den dänischen sendern mit grönländischen untertiteln ausstrahlte, den rest des tages lief das testbild untermalt mit radioprogramm. der zweite kanal war vox - ja genau der! den ganzen tag schauten wir uns folgen von „eine himmlische familie“, „nash bridges“ und „ally mcbeal“ an; wenn wir eine szene nicht verstanden hatten, konnten wir sie uns am nächsten vormittag in der wiederholung noch einmal ansehen, oder eben die ganze folge...!

weil wir in itto praktisch festsaßen, wollten wir 2 tage früher als geplant nach constable pynt zurückfliegen; dort im tal kann man auch bei schlechtem wetter relativ sicher wandern. der rückflug war früh um 10 angesetzt, also wieder mal zeitig aufstehen. beim check-in erfuhren wir, daß der hubschrauber erst gegen 14 uhr kommen würde. wir gingen zum hafen, wo wir einen fußball fanden, mit dem wir uns die zeit vertreiben wollten. aus platzgründen gingen wir auf den „hauptplatz“ des dorfes vor den supermarkt. gleich kamen interessierte kinder angerannt und wir spielten mit ihnen. auch die männer, die pause von ihrer lagerarbeit machten und zuschauten, freuten sich, wenn sich mal ein ball mehr oder weniger zufällig zu ihnen verirrte. vielleicht sind wir die ersten touristen, die hier mit den bewohnern fußball spielten und an die man sich noch einige zeit erinnern wird; selbst die arbeiterinnen des supermarkts kamen nach draussen und sahen zu.

es wurde zeit für uns, zum hubschrauberlandeplatz aufzubrechen, wo wir eine weitere stunde warten mussten, bis der heli endlich eintraf. der pilot wusste nicht einmal, dass er passagiere haben würde. er hatte nur fracht geladen und bis auf eine alle sitzbänke ausgebaut. auf dieser war platz für drei, copilot war diesmal michael. bei sehr guter sicht hatten wir einen unvergesslichen flug. auch in constable wusste niemand von unserer ankunft, die empfangshalle – entschuldigung – der empfangsraum war leer. also machten wir uns erst einmal über den tee und den cappucino her, letzterer war allerdings schon einige jahre verfallen. als dann mal jemand vorbeikam, erkundigten wir uns wieder nach den eisbären und moschusochsen. einige der angestellten hier sind jäger und so konnten sie uns versichern, dass man eisbären wohl eher nicht antrifft, dafür aber schon mal einen moschusochsen (von denen wir gleich 4 sahen, 1 davon gefährlich nahe...).

1,5 stunden sind wir noch gegangen, entlang der küste des weltgrössten fjordsystems, bis zu einem traumhaft schönen platz direkt am strand. dort gab es eine menge treibholz, das wir für ein lagerfeuer verwenden konnten. um an einigermassen brauchbares trinkwasser zu kommen, mussten wir jedoch eine geschlagene stunde laufen! michael versuchte sich einigermassen erfolgreich als bannok-jongleur. am feuer herrschte wild-west-stimmung. das wetter hatte sich gebessert und die nun folgenden tage sollten die schönsten dieser reise werden.

auf unserem dritten tagesmarsch entdeckten wir einen moschusochsen. michael pirschte sich in sicherem abstand an ihn heran, um ihn aus nur 30m entfernung von einem berghang aus zu fotografieren. das tier schien das nicht wirklich zu interessieren. es dauerte nicht lang, bis wir den nächsten erblickten. ganz übermütig schrie michael zu ihm hinüber. dieser moschusochse fühlte sich nun angesprochen und setzte sich auf der anderen seite eines flusses in trab, wobei er sich immer wieder nach uns umdrehte. wir wähnten uns in falscher sicherheit, weil wir davon ausgingen, dass er das wasser nicht durchqueren würde. genau das tat er aber, wenige hundert meter von uns entfernt, und kam dann auf uns zugerannt. jetzt wurde uns richtig mulmig. wir setzten alle das gepäck ab und michael machte das gewehr klar. den moschusochsen hatten wir jedoch aus den augen verloren. also stiegen wir auf eine anhöhe, von wo aus man das gelände überblicken konnte. von dem tier war nichts mehr zu sehen; wir folgerten daraus, dass es sich wohl in ein seitental zurückgezogen hatte. nachdem wir von dem schrecken erholt waren, konnte es weitergehen. an der stelle, wo wir einen weiteren moschusochsen gesehen hatten, stellten wir unsere zelte auf, ohne auch nur an sicherung oder nachtwache zu denken....

am folgenden tag wanderten wir über ein hochplateau, wo wir unzählige versteinerte muscheln fanden und ein paar schneehasen entdeckten. wir liefen zurück bis zu der schönen stelle mit dem treibholz; das war ungefähr doppelt so weit wie die sonstigen etappen von 6-8km und tat mal richtig gut.

2 tage blieben wir noch. wir wollten von unserem lager aus ein bisschen die gegend erkunden; wegen einer aufziehenden schlechtwetterfront beliessen wir es aber dabei, die meiste zeit im zelt – postkarten schreibend und in büchern lesend - oder am lagerfeuer zu verbringen. nur einmal wurden wur tätig und spielten mit herumliegenden steinen boule.

die flughäfen bzw. –plätze auf unserer rückreise wurden von mal zu mal grösser – angefangen in constable pynt, wo die empfangshalle die ausmasse eines grossen wohnzimmers hat, bis hin zum internationalen flughafen frankfurt, wo wir einen regelrechten kulturschock erlitten. von einer zwischenstation zur nächsten wurde es immer stressiger, was seinen gipfel natürlich in frankfurt fand, wo wir ein auto mieten wollten – mit jakobs visa-card und michaels führerschein; eigentlich hätten wir von selbst darauf kommen müssen, dass dies natürlich unvereinbar ist: es kann doch nicht der eine bezahlen und der andere dann fahren!! also mussten wir mit der preisgünstigen (!) deutschen bahn nach hause fahren. erst nachdem wir zur s-bahn gehetzt und dann auf dem frankfurter hauptbahnhof völlig verschwitzt in unseren zug eingestiegen waren, kamen wir einigermassen zur ruhe. in der ganzen hektik konnten wir uns nicht einmal richtig von thomas verabschieden, der zu sich nach braunschweig fuhr. leider ein recht typisches willkommen in der heimat!